Hier erklären wir Ihnen, was man in der Wäscherei unter Waschverfahren versteht. Wie man Waschverfahren klassifizieren und beschreiben kann, welche Maschinen genutzt werden, welche eingesetzt Verfahren werden und was man über desinfizierende Waschverfahren wissen muss.

Waschverfahren in der Wäscherei

 

Gewerbliche Wäschereien nutzen moderne und umweltschonende Waschverfahren. Wir erklären Ihnen wie man Waschverfahren durch den Sinnerschen Kreis beschreibt, welche Faktoren für ein gutes Waschergebnis wichtig sind und was „RKI-gelistete Verfahren“ sind.

Waschstraße in Wäscherei mit Sackbeladung
Abb: Eine Taktwaschanlage (Waschstraße) mit automatischer Sackbeladung

Waschschleuder- und Taktwaschanlagen

Eine Waschschleudermaschine
 

Waschverfahren in gewerblichen Wäschereien sind wasserbasiert. Das unterscheidet sie von Reinigungsverfahren, die in Chemischen Reinigungen genutzt werden. Nahezu alle Wäsche (99%) wird entweder über Waschschleudermaschinen oder über Taktwaschanlagen bearbeitet. Wir möchten uns daher auf diese beiden Verfahren beschränken.

Waschschleudermaschinen kommen Haushaltsmaschinen am nächsten. Sie bestehen aus einer einzelnen Waschtrommel, in der die Wäsche gewaschen und danach durch Schleudern Entwässert wird. Die Kapazität einer Maschine reicht von 6 kg bis 60 kg. Die Beheizung erfolgt bei kleinen Maschinen elektrisch (hoher Kostenfaktor), im Regelfall aber durch Dampf, der direkt in das Wasser (das sog. Bad/Flotte) der Maschine eingeleitet wird. Solche Maschinen kosten zwischen 3.000 € (6 kg) bis 35.000 € (60 kg). 

Taktwaschanlage (auch Waschstraße oder selten Postenwaschanlagen genannt) sind kontinuierlich arbeitende Maschinen. Eine Waschstraße ist meist ein ca. 12 m langes Metallrohr mit einem Durchmesser von ca. 150 cm. Dieses Rohr ist im inneren ähnlich einer Archimedischen Schraube in Kammern aufgeteilt. Dieses Rohr wird durch Motoren hin- und her geschwenkt und transportiert die Wäsche durch eine Vollständige Drehung vom Eingang zum Ausgang der Maschine.

Diese vollständige Drehung erfolgt in einem festgelegten Takt, daher der Name Taktwaschanlage. Zu jedem Takt wird die Maschine mit einer gewissen Menge Wäsche beladen. Diese Wäsche eines Taktes nennt man Posten. Während die Wäsche vorne mit einem Posten beladen wird, entläd die Maschine hinten einen Posten. Die Anzahl der Kammern gibt die Zahl der gleichzeitig bearbeiteten Posten an.

In einer Taktwaschanlage werden die einzelnen Posten immer separat gehalten und in ihrer jeweiligen Kammer gleichzeitig bearbeitet. Das frische Wasser wird hinten zur frisch gewaschenen Wäsche eingespeisst und wandert dann gegen den Materialstrom zum Anfang der Maschine. Daher nennt man Verfahren "Gegenstromverfahren".

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Die sechs üblichen Schritte eines Waschverfahren

 

Sowohl Waschschleuder- als auch Taktwaschanlagen bearbeiten die Wäsche in den folgenden 6 Schritten:

  1. Sortierung
  2. Vorwäsche
  3. Hauptwäsche
  4. Spülen / Neutralisation
  5. Entwässern
  6. Trocknen

1. Schritt Vorsortieren: In der Regel wird die Wäsche sowohl nach Kunden, als auch nach Waschgut vorsortiert, d.h. von einem Kunden wird beispielsweise erst die Bettwäsche, dann der Frottee bearbeitet. Oft werden durch die Sortierung fremde Gegenstände, wie zum Beispiel Flaschen, Teller, Kartons oder Zeitschriften gefunden und entfernt. Generell gilt: je besser eine Sortierung im Eingang möglich ist, desto leichter ist der nachfolgende betriebliche Ablauf. Wenn Sie einmal genau wissen wollen, welche Sortier- und Bearbeitungsmöglichkeiten es gibt, dann empfehlen wir unseren Artikel Wäschereitypen.

2. Schritt Vorwäsche: Die Wäsche wird mit lauwarmen Wasser eingespült. Dieses Wasser trägt den groben Schmutz aus der Wäsche und wird nach der Vorwäsche abgelassen. Die Vorwäsche darf nicht zu heiß sein, da bei einer Temperatur über 40° Blut- und Eiweiß-Flecken dauerhaft in die Wäsche eingebrannt werden (wichtig vor allem für Wäsche aus Krankenhäusern und Pflegeheimen).

3. Schritt Hauptwäsche: Das Waschgut wird mit frischem Wasser in den nächsten Minuten auf die gewünschte Temperatur gebracht, die Waschmittel und Hilfsmittel werden automatisch dosiert und mit der Bewegung der Trommel wird die Wäsche gewaschen.

4. Schritt Spülen / Neutralisieren: In Waschschleudermaschinen wird das Wasser der Hauptwäsche abgelassen und die Textilien werden mit frischem Wasser gespült. In Taktwaschanlagen wird das durch die Waschmittel basische Waschwasser durch Zugabe von Säure wieder neutralisiert. Dann wandert es zum Anfang der Maschine der neuen Wäsche entgegen.

5. Schritt Entwässern: In Waschschleudermaschinen wird ähnlich einer Haushaltsmaschine die Wäsche durch einen Schleudervorgang entwässsert. Taktwaschanlagen können dem ähnlich eine Zentrifuge nachgeschaltet haben, im Regelfall aber eine Presse, in der das Waschgut bei bis zu 40 bar trocken gepresst wird. Damit ist in beiden Fällen das Waschverfahren abgeschlossen.

6. Schritt Trocknen: Abhängig von der Art des Waschguts wird die Wäsche im letzten Schritt getrocknet. Die üblichen Verfahren dazu sind das Volltrocknen von Frotteeware, das Mangeln von Bett- und Tischwäsche und das Finishen von Berufskleidung.

In der Wäscherei-Praxis werden oft nur die Schritte 2 bis 4 als "Waschverfahren" und "Waschprozeß" bezeichnet.

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Waschfaktoren im Sinnerschen Kreis

 

Zur qualitativen Beschreibung eines Waschprozesses nutzt man zur Veranschaulichung den sogenannten Sinner’schen Kreis. Der Sinner’sche Kreis beschreibt das Zusammenspiel der vier Faktoren Temperatur, Mechanik, Chemie und Zeit in einem Waschverfahren. Der Kreis ist nach Herbert Sinner (*1900 Chemnitz, T 1988 Hilden), einem Anwendungstechniker der Firma Henkel, benannt.

Die Grundaussage ist, daß es vier Faktoren gibt, die das Ergebnis eines Waschprozesses bestimmen und daß jeder dieser Faktoren durch einen anderen ersetzt werden kann. Diese Aussage ist qualitativ und nicht quantitativ.

Jeder Waschprozeß muss außerdem auf das Waschgut (d.h. die Textilien) und die Verschmutzung abgestimmt sein, um ein gutes Ergebnis zu erzielen.

Die vier Faktoren des Sinnerschen Kreis

 
  1. Temperatur
  2. Mechanik
  3. Chemie
  4. Zeit

Temperatur: Beschreibt, bei welcher Temperatur ein Waschprozeß ausgeführt wird. Die Temperatur muss dabei im Laufe des Waschverfahren nicht konstant sein, vielmehr ändert sie sich von und sie wird durch verschiedene Faktoren beeinflußt.

Beispiel: Die Vorwäsche (das erste Spülen schmutziger Wäsche) darf nicht wärmer als 40° sein, dann es sonst bei Eiweißverfleckungen zu Koagulation/Einbrennen in das Gewebe kommt. Durch die Beschaffenheit der Textilien wird in der Regel die Höchsttemperatur vorgegeben.

Mechanik: Der Parameter Mechanik umschreibt die Wirkung der Waschflotte (des Waschwassers) und die Reibung der Textilien aneinander. Das Wasser löst dabei die Schmutzpartikel von den Fasern und trägt diese von der Wäsche ab. Das passiert umso gründlicher, je besser die Fasern vom Wasser durchspült werden. (Vgl. -> Historisches Waschen, Ausklopfen).

Neben dem Durchspülen ist die Reibung der Textilien aneinander wichtig. Je empfindlicher die Textilien, desto weniger sollte die Belastung durch Reibung sein. Bsp. Wollprogramme, Handwäsche. Das Umschließen und Auslösen der Schmutzpartikel wird durch Seife und Tenside (Faktor Chemie) verstärkt.

Chemie: Der Faktor Chemie beschreibt die Art, deren Konzentration und die Wirkung chemischer Substanzen auf das Waschverfahren.

In den Waschverfahren gewerblicher Wäschereien sind Tenside/Seifen, Fettlöser, Bleichen und optische Aufheller die wichtigsten Bestandteile der Waschchemie. Tenside verringern die Oberflächenspannung des Wassers und erlauben es Schmutzpartikel zu umfassen und auszuspülen. Fettlöser helfen bei starker Verschmutzung und Bleichmittel und optische Aufheller „weißen“ die Wäsche.

Zeit: Der Faktor Zeit beschreibt die Dauer mit der alle anderen Faktoren auf die verschmutzte Wäsche einwirken. Die Prozessdauer in einer gewerblichen Wäscherei ist in der Regel 35 Minuten auf einer Taktwaschanlage und 45-60 Minuten auf einer Waschschleuder-Maschine.

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Anwendung des Sinnerschen Kreises

Diagramm eines Waschverfahrens mit hoher Temperatur, weniger Zeit und weniger Chemie
 

Alle Faktoren können begrenzt gegeneinader ausgetauscht (substituiert) werden. Dieser Austausch ist immer abhängig von Waschgut und Verschmutzungsgrad. Da in einer gewerblichen Wäscherei alle Parameter auch Kostenfaktoren sind, ist die Optimierung des Waschprozesses im Betriebsablauf von großer Bedeutung.

 

 

„Eine höhere Temperatur wird zu einem kürzeren Waschverfahren, weniger Waschmittel oder weniger Mechanik führen. Eine niedrigere Temperatur kann mit einem längeren Verfahren, mehr Chemie oder mehr Mechanik erkauft werden.“

Ein Unternehmen, daß Waschmittelkosten sparen will kann weniger Waschmittel dosieren, dafür aber länger waschen.

„Durch den Einsatz von mehr Waschmittel kann die Temperatur gesenkt, die Mechanik verringert oder die Prozessdauer gesenkt werden.“

Eine Wäscherei, die auf einer bestehenden Anlage mehr Wäsche waschen will, könnte also die Waschdauer verringern, müsste aber einen anderen Faktor erhöhen.

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Waschverfahren zur Desinfektion

Bild von Bakterien unter dem Mikroskop
Abb: Bakterien unter dem Mikroskop
 

Soll die Wäsche hygienisch einwandfrei aufbereitet werden, so ist ein "desinfizierendes Waschverfahren" notwendig. Dies ist insbesondere bei Krankenhauswäsche oder Wäsche aus Pflege- und Seniorenheimen vorgeschrieben. In der Praxis werden diese Waschverfahren auch für "normale" Hotelwäsche genutzt.

Desinfektion und Wirkungsbereich

Die Definition von Desinfektion ist nach dem Deutschen Arzneibuch (DAB): "totes oder lebendes Material in einen Zustand versetzen, dass es nicht mehr infizieren kann". In der Wäscherei-Praxis bedeutet das ein möglichst weitgehendes Abtöten von Keimen und Krankheitserregern in und auf der Wäsche und im Waschwasser.

Man gruppiert Desinfektionsverfahren in Wirkungsbereiche, von A nach D. Gefahren im Bereich A werden dabei leichter desinfiziert, als Gefahren der der Gruppe B. Diese wiederum leichter als die Einträge der Gruppe C usw. 

"RKI Wirkungsbereich A" ist demnach ein Verfahren, daß nur Bakterien, Pilze und Sporen abtötet, jedoch keine Viren.

Tab. 1: Auflistung Wirkungsbereiche Desinfektion
Wirkungsbereich Abtötung/Inaktivierung von
A Bakterien, Pilzen und Sporen
B Viren
C Sporen des Milzbranderregers
D Sporen von Gasbrand-/Gasödem- und Tetanuserregern

Waschverfahren nach RKI

In Deutschland führt das Robert-Koch-Institut eine Liste der zur Desinfektion zugelassenen Waschverfahren. Daneben gibt es noch eine "zur Listung angemeldeter" Verfahren, die erfolgversprechend sind, aber noch nicht abschließend zugelassen wurden. Wenn man von Waschverfahren für RAL-GZ 992/2 Krankenhauswäsche spricht, dann meint man damit oft Verfahren aus dieser Liste.

Hier finden Sie die Liste der zugelassenen Verfahren. Ein Waschverfahren definiert sich dabei immer durch einen Namen, die Dosierung des/der Waschmittel, einer Einwirkzeit, des Wirkungbereiches und des Herstellers des Waschmittel.

Um eine Wäschedesinfektion in der Waschmaschine zu gewährleisten, muss in allen Verfahren die vorgeschriebene Konzentration des Desinfektions- und Waschmittels, das Flottenverhältnis und die Temperatur eingehalten werden. Am Ende des Desinfektionsprozeß müssen die Wäsche, das Wasser und der Innenraum der Maschine desinfiziert sein. Während der Desinfektion darf kein Waschwasser aus der Maschine abfließen.

Für Wäsche kommt dazu entweder ein thermisches oder ein chemothermisches Verfahren zum Einsatz. Ein thermisches Verfahren wirkt durch hohe Temperatur. Dies ist nicht nur teuer, sondern auch für empfindlichere Textilien ungeeignet. Wäschereien setzen daher chemothermische Waschverfahren ein, bei denen die Temperatur gesenkt und die Wirkung durch chemische Zusätze (in der Regel Sauerstoff) gewährleistet wird. 

Thermische Wäschedesinfektion

Um eine abtötende Wirkung zu garantieren ist das ununterbrochene Waschen mit entweder mindestens 85° für 15 min oder mit 90° für 10 min notwendig. Die Temperatur muss über die ganze Dauer (15 min bzw. 10 min) gehalten werden. Ein Waschverfahren mit thermischer Desinfektion hat den Wirkungsbereich AB.

Chemothermische Wäschedesinfektion

Diese Verfahren wirken bei Temperaturen zwischen 60° und 75° mit je nach Verfahren unterschiedlicher Einwirkzeit. Eine Auflistung der beim RKI gelisteten Verfahren finden Sie hier. Chemothermische Verfahren haben in der Regel ebenfalls den Wirkungsbereich AB. Mit diesen Waschverfahren können auch empfindlichere Textilien gewaschen werden, die niedrigere Temperatur wirkt sich auch positiv auf die Lebensdauer der Waschware aus.

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Autor

Sebastian Schweyen

Über den Autor

Sebastian Schweyen kennt die Wäscherei-Branche seit mehr als 15 Jahren. Er stammt aus einem mittelständischen Wäschereibetrieb und ist Gründer von Waescherei-Suche.de, dem Branchenportal für Wäscherei-Dienstleistungen. Mit der Spezialsuche können Gewerbekunden mit drei Klicks kostenlos ein Angebot von passenden Wäschereien anfordern.